Kafkas Orient Bazaar – das sind Adrian (Synthesizer, Backing Vocals), Attila (Bass, Vocals), Christoph (Drums) und Julian (Gitarre, Vocals). Nach zweieinhalb Jahren in seltsamen Schulbands fassen Attila und Julian während eines gemeinsamen Urlaubs in der Türkei den Entschluss, eine richtige Band zu gründen. Ein kleiner Kiosk liefert spontan den Bandnamen: Kafkas Orient Bazaar (dt. „kaukasischer Orient Laden“). Wieder daheim stößt dank gemeinsamer Bekannter Drummer Christoph dazu. Den Anfang so gemacht, wühlen sie zu dritt jahrelang die Münchner Musikszene auf. Bis Julian schließlich im Traum die Vision des Songs „Glas“ kommt – ein Lied, für das ein vierter Bandkollege dringend nötig wird. Mittels Luke Skywalker-Foto wird Adrian im Internet aufgegabelt und nach sechs Monaten als Einwechselspieler für einen einzelnen Song schließlich ins Stammteam übernommen. Die erste Single wirbelt sprichwörtlich „Staub“ auf. Sie vereint die Stilemente in sich, die auf dem Album „Die Neue Farbe“ am Häufigsten vorkommen: stampfender Beat, messerscharfe Gitarren, Jahrmarktsynthies, drängelnder Bass. „Staub“ bricht aus gängigen, berechenbaren Aufbauschemen aus und bietet dennoch einen Refrain, der quasi zum Mitrufen zwingt und ein Ende, bei dem alles rasend schnell um den Hörer zu kreisen scheint. Der deutsche Text bietet viel Spielraum für Kopfkino, bleibt nach wenigen Durchläufen unwiderruflich hängen und gibt bei näherer Betrachtung seine tieferen Ebenen preis: es geht um das unbedachte Übernehmen festgefahrener Gewohnheiten, das Stück für Stück Freiraum erstickt, bis ein komplettes Gebilde zum Stillstand oder gar zur Zerstörung gebracht wird. Kafkas Orient Bazaar aus München gehören nicht zu einer neuen Generation von Bands. Sie sind weder Speerspitze noch Mitläufer einer Bewegung, die sich anschickt, zum x-ten Mal die Musikwelt zu erobern. Vielmehr gehen sie im Spannungsfeld zwischen Indie, Elektropop und Hardcore ihren eigenen Weg, der mit festgefahrenen Konventionen bricht.