Die neue Landschaft

Die neue Landschaft

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„Die Neue Landschaft“ ist eines dieser Studioalben, für das man ein-zwei Anläufe braucht, bis man den Zugang findet. Das hat allerdings nichts mit dem Gemeinplatz zu tun, dass vermeintlich konventionelle Songstrukturen verbabschiedet werden, im Gegenteil: „Die Neue Landschaft“ ist ein durch und durch songbewusstes und refraingetragenes Werk. Nur suchen die Songs hier nicht den unmittelbaren Effekt, die schnelle Wirkung – zu hören sind zehn weiche Stöße vor den Kopf, die wie in Zeitlupe daherkommen und deren Aufprall dadurch nur umso tiefer geht. Der Opener „Ach komm, das ist doch so 19. Jahrhundert“ ist eine Sezierung des Zwischenmenschlichen, bei der man hofft, dass sie nicht stehen bleibt, weil man sonst durchbrechen könnte durch die Oberfläche und sich seine Adern aufschneiden könnte, an dem, was zum Vorschein kommen würde. „Sanfter Godzilla“, ein mit Cello unterlegtes Kammerspiel, schlägt in die gleiche Kerbe und begleitet Menschen, die nie aus ihrem hermetischen Lebenszirkeltraining ausbrechen, ganz wie in einem (frühen) Noah Baumbach Film: „Sanfter Godzilla \u002F wie schön du bist \u002F wenn du unentschieden bist \u002Fpass auf dich auf.“ Nach ihrem Debüt „Blinde Hühner“, das noch unter dem Namen The Cicada Piece erschien und sie ins Vorprogramm von F.S.K., der Frank Spilker Gruppe und The Wave Pictures hievte, machte die Band, die in Leipzig, Braunschweig und Osaka beheimatetet ist, sich rar. Die Zeichen stehen nun auf Neustart – in klangtechnischer Hinsicht wie auch mit der anspielungsreichen Umbenennung: Ingeborg B., soviel Nerdtum darf gestattet sein, geistert ja durch das Vokabular einer Reihe deutschsprachiger Songschreiber (Distelmeyer, Thiessen, Unstern usw.). Die Zikaden kreieren einen wirklich eigenständigen, genreübergreifenden Stil, der kontrastreich zwischen melancholischem Pop, entrückten Folk-Gitarren und Flächenelektronik pendelt. Die Stimme, die das alles zusammenhält, klingt ein wenig nach Nils Koppruch und ein wenig nach Max Müller oder auch Grant-Lee Philipps, aber vor allem ganz viel nach Claus Telge. Mit „Von Düsseldorf nach Ibiza“ findet sich eine Coming-of-Age Miniatur, die wohl auch auf das erste Album gepasst hätte. Ein sphärischer, feixender Song über einen „Country Boy“ und ein „Country Girl“ in der Provinz, wo die Tage, die nüchtern verbracht werden, auch so zu betrachten sind. Genauer gesagt der Niedersächsischen und nicht der Nordrheinwestfälischen, denn das „Wellenbad“, von dem in der ersten Zeile die Rede ist, ist das (inzwischen abgebrannte) Wolfsburger Wellenbad, das sich auf den bunten Pillen, die Mitsubishizeichen, Smileys oder Anker zieren, natürlich um einiges erträglicher anfühlt. Ihre Spur verliert sich auf Ibiza, ihrem Sehnsuchtsort: „Und du beginnst zu dehydrieren \u002F Und ich sollte sofort reagieren \u002F Oh no, security \u002F Aquí aquí, security.“ Allerdings ist hier niemand mehr auf der Suche nach Poesie. Da hat sie jemand schon längst gefunden, sie zum Bahnhof gebracht und dem Zug nicht mal hinterher gewinkt.Da es tatsächlich nichts Nervigeres gibt als Promoschreiben, die einem jeden Song einzeln erklären wollen, sei an dieser Stelle innegehalten und als letzte Leitung noch das wunderbar rhythmisch- pulsierende Titelstück und die barocke Sisyphosfantasie „Blühen \u002F Welken“ wohltuend (und nicht wohlmeinend) an Herz und Ohren gelegt.