Grachmusikoff 2008: „Hippies & Futurischda“ (c+p: Schwoißfuaß e.K., Dorfstr 23, 72119 Ammerbuch, Germany) Haben ältere Herren von fast 57 Jahren (Alex, Georg, Michel und Hansi) plus ein 33-jähriger Trommler (Martin) nach 30 Jahren Musik- und Liedermachen überhaupt noch „was zu sagen“? Sind sie nicht Rock-Opas aus der Siebziger-Jahre-Sponti-Zeit, die es aus irgendwie unerfindlichen Gründen geschafft haben, sich musizierend ins Rentenalter zu mogeln ? Werbung für diese Grachmusikoff-CD zu machen, ist nicht leicht, da die Musik aufgrund der verschiedenen Stile von Rock, Country, Rap oder Polka sich nicht so einfach in vorgegebene Medien-Profile einpassen lässt. Auch die teils ironischen, mal politischen oder gewisse Befindlichkeiten der leidenden menschlichen Psyche beschreibenden Songtexte im schwäbischen Dialekt scheinen nicht so ganz in das Schema des affirmativ-aufmunternden Pop zu passen, der in den kommerziellen Musiksendern vorwiegend gespielt wird. Ist Dialekt eigentlich bloß die Sprache der Komödianten? Sicher lacht man im Dialekt (manchmal leider) besonders leicht. Aber darüber hinaus? Mundart ist mehr als das. Sie transportiert ein regionales Lebensgefühl. Dialekt als Heimat. Schon Goethe hat gesagt: Die Mundart ist das Element, aus dem die Seele spricht. Kraftvolle, bilderreiche Worte - eine Mischung aus verschlossener Zurückhaltung und offenbarer Zutraulichkeit, von kritischem Scharfsinn und träumerischem Spintisieren, wie August Lämmle es einmal ausgedrückt hat. Die Gracs haben kein Verständnis für schwäbisches Understatement oder etwa ein sprachliches Minderwertigkeitsgefühl. Darum können sie es auch so sagen wie die Bayern; Mir send mir (ein Journalist meinte sogar mal: „Grachmusikoff - a class of its own“). 30 Jahre Grachmusikoff - alte Männer bei der Arbeit. Dieses Album wird seinen Platz als eines der best-klingenden und textlich nachhaltigsten in der langen Reihe der Grachmusikoff-LPs einnehmen