Im äußersten Südosten der Republik, an der Grenze zu Österreich gelegen, liegt die Stadt Burghausen mit der idyllischen Altstadt, über der die längste Burganlage Europas thront. Aber nicht (nur) deshalb pilgern seit nunmehr 40 Jahren jeden Frühling viele Tausend Jazzfreunde aus ganz Deutschland und Europa dort hin. Der Jazz hat nämlich in Burghausen eine Heimat gefunden. Der Verein, der hinter dem jährlichen Ereignis Internationale Jazzwoche Burghausen steht, die IG Jazz, besteht aus hunderten jazzbegeisterter Menschen der Region, ebenso zahlreichen freiwilligen Helfern und einem engagierten Oberbürgermeister sowie einer großen Zahl von Sponsoren aus der Wirtschaft. Dass aber der Jazz nicht nur für eine Woche den Ausnahmezustand hervorruft, sondern die Szene das ganze Jahr über aktiv ist (mit Konzerten, ob Open Air oder im lauschigen Jazzkeller, Workshops etc.), belegt eine weitere Institution: die Big Band Burghausen, in der engagierte und versierte Amateurmusiker aus der Region seit sage und schreibe 35 Jahren Jazz im Großformat zelebrieren. Die Liste der Leiter weist bekannte Namen wie Joe Viera, Geoff Clarke oder Al Porcino auf. Die Band wurde schon in der Vergangenheit immer wieder durch Solisten wie Peter Tuscher, Lee Harper, Alan Prasquin oder Roman Schwaller verstärkt. Seit 2002 ist Wolfgang Pietsch der Leader, und seit zwei Jahren verfolgt er das ehrgeizige Projekt, eine CD-Aufnahme zu realisieren. Zunächst wurde der Hamburger Jan-Peter Klöpfel beauftragt, Stücke und Arrangements für diese Big Band zu schreiben, diese auch während der Aufnahmen zu begleiten - und eigene solistische Beiträge zu leisten. Klöpfels Kompositionen sind beileibe nicht Standard-Big-Band-Material - harmonische Ideen, Rhythmuswechsel, farbige Sätze und interessante Klangfarben machen die CD zu einem Hörvergnügen. Blue Truth ist das Ergebnis engagierter Arbeit: Zeugnis von der Leistungsfähigkeit einer Big Band, die mit Herz und Leidenschaft agierende alte Hasen und junge Nachwuchsmusiker im musikalischen Schaffen vereint, und auch Zeugnis von der Freude, mit der eine ganze Region ein oft tot gesagtes Genre nicht nur am Leben erhält, sondern optimistisch in eine lange Zukunft blicken lässt.