Nach der verlorenen Zeit Zunächst Jenes: Ich werde im Folgenden ohnedies nicht umhin kommen, meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen (warum auch). Insofern kann ich auch gleich damit anfangen: Grossartige Platte. Erstes Lied. Minute 1.50. Das Klavier kommt rein. Da hat aber einer zu sich gefunden. Das ist seine beste Platte. So entfesselt und verliebt und mutig war er noch nicht. Das ist neu und das macht mich stolz. Ich weiss, wie viel innerem und äusserem Druck man sich als schaffender Musiker aussetzt. Diese scheiss Grabenkämpfe zwischen Selbstzweifel und Urvertrauen, oftmals ufernd in kreativer Behinderung und Verkstümmelung der eigenen künstlerischen Potenz. Bei meinem Freund Jona haben viele solcher Kämpfe stattgefunden. Das weiss ich aus sicherer Quelle. Und für ihn hat es sich tausendfach gelohnt, sie zu kämpfen. Hier wankt einer nicht mehr. Hier hat einer gewonnen. Und er lässt uns teilhaben. Seine Geschichten sind ein Manifest der Reflexion, voller Kraft und Klarheit. mein schwerer kopf. dein leichtes herz. eine gute allianz. geschlossen für eine nacht, einen tanz. Feiner geht es nicht. Die Waldhörner des Harald Sack Ziegler, die nicht wissen ob sie trauern oder trösten, rufen aus dem Holz und betten die Lyrik des auferstandenen Jona auf ein samtenes Bett süsser Harmonie. Noch lustvoller als auf seinen beiden früheren Platten werden nimmersatt die Nuancen zwischen Chiptunes und Kammerpop ausgelotet, Gedanken an die Smiths kommen auf - nur um kurz darauf in einem Meer aus Streichern ertränkt zu werden. Je öfter ich die Platte höre desto mehr wird mir ihre ausgesprochene Vieldimensionalität bewusst, aller Orten wird zitiert und probiert, mit einer Neugier und Freude am Arrangieren, wie ich sie sehr lange nicht mehr hören durfte. Der Kerl hat definitiv einen Run. Ein bisschen meine ich auch die Beteiligung von Bene der von Wolke Filleböck heraushören zu können. Nichts wirkt verschenkt, jede Spur hat einen gestaltgebenden Sinn. Reduktion darf Reduktion, Opulenz Opulenz sein. Sinnvoller kann Pop kaum arrangiert werden. Ich wusste, dass er es drauf hat. Aber dass er es so drauf hat, das wusste ich nicht. Johannes Stankowski, Weihnachten 2009