Nach Hello Antenna (2008, lolila) und Traffic Island (2011, KOOK-Label) erscheint nun erneut auf dem KOOK-Label Susie Asados drittes Album Onward Aeropuerto. Ging es bei Traffic Island um die ganzen Dinge, die wir besitzen und die uns prägen (was die Frage aufwarf, ob es nicht umgekehrt ist, ob die Dinge nicht vielmehr uns besitzen und nicht wir sie) drehen sich die Texte bei Onward Aeropuerto nun um die endlose Bricolage am eigenen Leben. Um das sich entziehende Hier und Jetzt, immer zwischen Retrospektive und Projektion. Um das Leben als Zuschreibung, als Wolke, flüchtig und völlig offen. Um die Illusion, dass es in unserer Hand liegt. Die Protagonisten der Lieder sind Virtuosen der Selbsterfindung, des Betrugs und des Selbstbetrugs: Spione, Trickbetrüger, Heiratsschwindler. Lebenskünstler im Wortsinne, deren Rohstoff die Biographie ist, ihre eigene und die ihrer Opfer. Alle sind Schwindler und professionelle Zwinkerer, Susie nimmt sich da nicht aus. Dass dieses Spiel aber auch weh tut, das ist der Kern der meisten Stücke. Wurde Josepha Conrads Stimme auf dem Vorgängeralbum von Marko Hefeles Violine und Percussions sowie Tomi Simatupangs Gitarre noch kongenial eingesponnen, so steht sie nun singulär im Vordergrund, ist das bestimmende Element der Lieder. Dabei wirkt sie oft ungehört zart und fragil. Das heißt aber nicht, dass die Arrangements nicht weniger verspielt sind. Doch entfalten sie ihre Wirkung nun subtiler. Das liegt auch und vielleicht vor allem am Schlagzeug von Noël Rademacher, der live schon länger fester Bestandteil der Band ist. Diese neue Dynamik von Susie Asado wurde im Studio perfekt festgehalten. Die Konzentration auf Einzelnes prägt auch die Gastauftritte auf Onward Aeropuerto. So schwirrt in Retrospective wie aus den Tiefen des Nichts ein leicht angezerrtes Theremin (Alexander Paulick-Thiel) in den Vordergrund des Songs, dessen oszillierender Sound so unwirklich wie irritierend wirkt. So inszenieren die Trompeten von Matt Colbourn „Monstera Deliciosa“ als schmetterndes Kurt Weill- Stück. So rhythmisieren und umschmeicheln die Mitglieder der kanadischen Band The Burning Hell (Ariel Sharratt, Mathias Kom) drei Stücke des Albums (Monstera Deliciosa, The Ballad of Johnny und „Onward Aeropuerto“) mit ihren Instrumenten und geben ihnen einen Sound, der nicht von ungefähr an Brecht-Balladen erinnert