Wer kennt die Zahlen, nennt die Namen? In 28 Jahren Bandhistorie mit der Fünfer-Familie rauschten die Supportbands wie Sternschnuppen an einem vorbei, egal ob sie Rote Riesen wurden wie Hosen oder Ärzte, oder als Schwarze Löcher wie Stunde-X oder Mirror Images verschwanden. Die RockFormation DiskoKugel dagegen bleibt für mich so etwas wie Bewusstseins-Trabant. Nicht nur weil sie mich - war’s 2005 oder doch 2006? – im Kölner Underground so erfreulich schockten. Denn die Bibel hatte nämlich doch recht: Keyboardsounds sind heilbar – vorausgesetzt, sie sind in fröhliche Klagelieder eingebettet, originell, und durch (nie zu manierierte) Rollenprosalyrik und viel, viel Guitarre gepuffert. Allerdings: Schön reinrutschen in die Musik und so richtig reinkuscheln in die Worte ist nicht. Die Kugeln fordern uns immer dann spröde und unverschämt heraus, wenn wir uns gerade an eine Melodie, ein Riff, einen Sound gewöhnt zu haben glauben, schaffen es dabei aber - im wahrsten Sinne des Wortes spielend – rockig-poppiges Pressing zu zelebrieren und gleichzeitig von Konsonanten strotzende Vokabeln wie studiert und fundiert unfallfrei zu reimen. Da, wo du hinwillst, war ich schon einmal, die Textzeile ist (definitiv Non- WDR-2-)Programm: Die Songs mit ihrer spröde-charmanten Melodik oszillieren irgendwo zwischen Archaischem wie Them, Alex Chilton, Harry Nilsson oder den späten Game Theory, und hören bei den wesentlichsten aktuellen Protagonisten des deutschsprachigen Pop noch immer nicht auf – die Kugeln als Richtig Feiernde Düsseldorf Kenner, was nicht zuletzt auch im punktuellen Einsatz der Family*5- Bläsersektion zitiert wird. Ich nehm den ganzen Scheiß nicht so wichtig skandieren sie in Hobbyrock (wobei Brecher wie Abteistraße oder Norman Normal nichts weniger als das sind) – und liegen ein weiteres Mal richtig: Den ganzen Scheiß brauchen wir in Zeiten wie diesen in der Tat nicht ernst zu nehmen, die Kugeln aber mit dieser Scheibe mehr denn je.