Seit den amerikanischen Beatpoets hat die Kombination von Jazz und Lyrik eine gute Tradition. Mit den grenzgängerischen Experimenten etwa von Ernst Jandl oder Peter Rühmkorf auch eine spezifisch deutsch-sprachige. Dass der Schriftsteller und Dichter Michael Lentz sich mit dieser Tradition auseinander gesetzt hat, wird schon anhand seiner zweibändigen, weit über tausend Seiten starken Dissertation über Lautpoesie deutlich. Seit Jahren tritt er aber auch erfolgreich mit seiner Band Sprechakte Xtreme auf, um selbst das Erbe der Vorgänger zu verwalten. Seit 2010 ist die Band - in kaum veränderter Besetzung - mit dem neuen Bandnamen Michael Lentz fünfleute unterwegs. Parallel erscheint gerade im Fischer Verlag sein jüngster Band mit Liebesgedichten: Offene Unruh. 100 Liebesgedichte (Frankfurt: S. Fischer Verlag 2010). 14 dieser Gedichte hat er mit den fünfleuten vertont: echte Klanggedichte. Michael Lentz, geboren 1964 in Düren und in Berlin lebend, ist einer der profiliertesten deutschsprachigen Autoren, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen (u.a. Ingeborg-Bachmann Preis, Förderpreis des BDI, Preis der Literaturhäuser). Er ist nicht nur begnadeter Lyriker, sondern auch Romancier und Theaterautor - und sein Vortrag mit Stimme und Altsaxophon ist herausragend. Die weiteren vier Mitglieder der fünfleute-Band sind Axel Kühn an Saxophon, Bassklarinette, Flöten und diversen technischen Supplements, Oliver Hahn an Piano, Rhodes und Minimoog, Klaus Sperber am Bass und Andi Lind am Schlagzeug. Axel Kühn ist ein fester Baustein der deutschen Musikszene, spielte mit fast allen, von Lalo Schifrin bis Udo Lindenberg, von Torsten Goods bis Peter Kraus, von Till Brönner bis Helen Schneider. Dieser ungewöhnlich große Erfahrungsschatz ist Basis nicht nur seines präzisen Spiels, sondern auch für seine Fähigkeit, die Gedichte Lentz´ mit kongenialen Kompositionen zu umgarnen. Auch Oliver Hahn kann auf eine abwechslungsreiche Karriere verweisen: als Tastenspezialist von Robben Ford bis Peter Erskine, bei Gottschalks Late Night Show oder bei Lisa Fitz. Klaus Sperber arbeitete mit Ina Deter, produzierte zahlreiche Alben (u.a. von Nina Hagen), und Andi Lind ist Drummer der aktuellen Band von Jasmin Tabatabai sowie der Freaky Fukin Weirdoz. Die Jazzlyrik wird hier ins einundzwanzigste Jahrhundert katapultiert. urteilte die Frankfurter Allgemeine.