Felix Kubin, apokalyptischer Reiter atomgetriebener Tanzmusik, ist zurück. Der manische Produzent und Unruhestifter legt ein neues Soloalbum vor. Wie ein Blitz schlägt Zemsta Plutona in unsere Wohnzimmer ein, hinterlässt Brandspuren und erleuchtete Seelen. Denn die politische, wirtschaftliche und existenzielle Dauerkrise bietet dem Endzeit-Visionär Kubin optimale Bedingungen. Seine agitatorischen Machenschaften haben sich in den letzten Jahren vervielfacht und es ist kein Ende in Sicht. Er ist gleichsam ein Oktopus zwischen SciFi-Pop, konzeptueller Kammermusik, Hörspiel, Theater und Film. Mit jedem seiner Tentakel dirigiert er eine andere Kooperation, Veröffentlichung oder Performance. Vor allem aber ist Felix Kubin ein genialischer Komponist und ein durchtriebener Arrangeur. Auf Zemsta Plutona stellt er erneut unter Beweis, was längst alle wissen. Der Opener Lightning strikes gibt die Richtung vor: Ein verzerrter HumanBeatbox-Rhythmus, enervierende Synthie-Figuren und ein opernhafter Refrain ergeben einen Kubin-Hit par excellence. Atomium Vertigo öffnet die Tür mit einem magnetischen Groove, zu dem Nicolas Ekla (LEM, Les Brochettes) dunkel raunend in französischer Sprache Dystopien verkündet. Nachts im Park klingt wiederum wie der Soundtrack zu einem modernen Edgar Wallace Krimi. Retro-futuristische Computermusik, die das Gegenteil von Easy Listening ist, aber dennoch damit flirtet. Welches Stück dieses zeitlosen Albums man auch heran zieht – etwa das zackige Flies without memory oder das geisterhafte Restez en ligne – stets klingt Kubin wie er selbst und immer klingt er neu. Neu ist zum Beispiel der verstärkte Einsatz akustischer Instrumente wie Schlagwerk, Trompete, Posaune oder Wäscheständer. In Piscine Resonnez! treiben rastlose Synthie-Achtel Fanfarenklänge vor sich her, zu denen aufgebrachte Französinnen etwas von Manta-Rochen in Schwimmbecken rufen. Dem großen Thema des Sich-Ferngesteuert-Fühlens widmet sich Kubin in Der Kaiser ist gestorben. Unser Leben wird gelenkt von einer unsichtbaren Hand, heißt es dort. Eine Reminiszenz an Existenzialismus und den Topos urbaner Verlorenheit.