Wer du bist ist nicht genug

Wer du bist ist nicht genug

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Tuusleid,abeeshaleideichgeeichfüDich.DuhasDichbemüh–wissewija–abeeswaeifachichgeug.Kommdamikla:WeDubis,isichgeug.Dum......

Tut uns leid, aber es hat leider nicht gereicht für Dich. Du hast Dich bemüht – wissen wir ja – aber es war einfach nicht genug. Komm damit klar: Wer Du bist, ist nicht genug. Du musst mehr leisten als Du kannst. Und versuchst es dennoch. Wieder und wieder. Bis Du havarierst. Bis Du daran zerbrichst. Tja, Kind sein war gestern in dieser grauen Welt, Peter Pan wurde längst auf dem Altar der Effizienz geopfert. Bye, bye Nimmerland. Bonjour Tristesse. Heute reicht Miete zahlen und morgens um acht zur Arbeit kriechen nicht mehr aus. Das Heute ist ein grausamer Bastard, der Dich mit einem sardonischen Grinsen in die Knie zwingt. Dich in die Mülltonne stopft und anschließend verfaulen lässt. Wenn Du ihm nicht in die Fresse haust. Wenn Du Dich nicht wehrst. Kefka Palazzo haben sich gewehrt. Haben der Welt den Mittelfinger gezeigt. Die Hosen im Meeting mit dem neuen Boss runtergelassen. Wenn Du nicht genug bist, hat Dich die Welt eben nicht verdient. Ganz einfach. Kefka Palazzo machen nicht mehr mit bei diesem Spiel der Macht, wollen kein Teil einer Gesellschaft sein, die nichts von denen übrig lässt, die sich ihr anpassen wollen. Die jene verschlingt, die nicht nachdenken. Und wofür? Für nichts. Deshalb machen die vier Münchener Musik. Davon erzählen sie in ihren Songs. Von den Scherben, die jeder von uns zusammenfegen sollte, aber nicht die Kraft aufbringt, den verdammten Besen zu halten. Von den Leichen im Keller, die partout nicht verwesen wollen. Von der Verzweiflung, die nachts in unser Schlafzimmer kriecht und unsere Träume vergiftet. Wer Du bist, ist nicht genug. Aber wer zur Hölle hat das eigentlich zu entscheiden? KURT EBELHÄUSER LÄSST DIESE BAND ATMEN Ein Wunder eigentlich, dass diese junge Band kein wutschnaubendes Ventil leidgeplagter Verstoßener geworden ist. Dass sie immer noch lausbübisch lachen kann, wenn andere längst flennen. Jede Menge Seelenballast werfen Kefka Palazzo auf „Wer Du bist ist nicht genug“ dennoch ab. Die Songs der Mannheimer Münchener werden von einer Dringlichkeit befeuert, die sich endlich mal nicht in endlos verzerrten Gitarren, getriggerten Drums und aufgerissenen Verstärkern manifestiert. Das ist natürlich auch Kurt Ebelhäuser (Blackmail) und seiner warmen, atmenden Produktion zu verdanken. Hat aber auch mit der Chuzpe dieser Typen hier zu tun. Beweisen muss sich hier niemand was, den Macker braucht man eh nicht, das überlassen sie den Anderen – und machen lieber Musik. Melodisch, von nahezu zerbrechlicher Schönheit und dabei trotzdem denkbar raumfüllend und drückend sind die Stücke dieser ersten Veröffentlichung und doch gerade dadurch so explosiv wie eine entsicherte Granate. Wo jeder Snareschlag zum Puls einer verratenen Generation wird, da lass dich nieder. Vielleicht bringt das alles nix, aber manchmal tut es einfach gut, von Leuten umgeben zu sein, die ähnlich hart am Sack sind. Und Dir ein Bier reichen. BITTE KEIN PATHOS UND DRAMA Berstend emotional sind viele deutschsprachige Bands. Wenigen gelingt der Spagat zwischen Kunst und Pathos, zwischen Härte und Gefühl, zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Wahnsinn und Sinn besser als Kefka Palazzo. Hier dient kein Wort dem Melodrama, hier will nicht mit vornehmlicher Aggression oder fingierter Zerrissenheit gepunktet werden. Das haben Kefka Palazzo gar nicht nötig. Sie sind keine frisch volljährigen Klassenkameraden, die das erste Mal in ihrem Leben verlassen wurden und ihren angeblichen Kummer in Billigwhiskey von der Tanke ertränken. Sie sind aber auch keine verbitterten Endvierziger, die nach all den Jahren in den Mühlen der Gesellschaft gerädert, leer und zynisch auf den Erfolg anderer blicken. Es sind Typen, denen zigfach das Herz gebrochen, zigfach der Boden unter den Fußen weggezogen wurde, die zigfach nach Antworten auf dem Boden ungezählter Flaschen gesucht haben. Und immer noch lachen können, obwohl sie sie noch immer nicht gefunden haben. Aber hey, das macht nichts. Deshalb reißen sie ja Themen an, die richtig wehtun. Die euphorisieren können. Die verzweifeln lassen. Nicht zum Selbstzweck, nix da. Sondern weil es in unserer feigen und desinteressierten Welt oft unmöglich ist, diese Dinge auszusprechen. MUSIK, DIE DAS MAUL AUFREIßT Kefka Palazzo ist das musikalische Gegenstück zu einer Therapiepuppe: Ihre Musik dient dazu, Gefühle zu evozieren, die jeder von uns in sich trägt, aber nicht in Worte fassen kann. Aus Unwissenheit, aus Scham, aus Angst. Musik kann vieles sein, hier ist sie vor allem ein Spiegel. Ein Spiegel, in dem man eine Reflektion seiner selbst erblickt, die man nicht erwartet hätte. Die Dich aus dem Sessel boxt. Die Deine Lethargie durchdringt wie ein Kübel mit Eiswasser. Steh auf und änder was, du Depp! Das verleiht den intimen Stücken zusätzliche Sprengkraft, den völlig fremdschämfreien deutschen Texten so was wie Pioniergeist in einer Welt der Floskelsklaven. Ob das Ganze am Ende dann Post Hardcore, Alternative, Indie, Punk oder Pop darstellen soll, ist salopp gesagt scheißegal. Es ist Musik, die berührt. Die das Maul aufreißt. Die Dir in den Arsch tritt, Dir sagt, Dein Leben gefälligst auch mal zu leben anstatt es nur zu planen. Da braucht es auch mal keine Schublade. Das ist ein Weckruf, meine Damen und Herren. Wer den nicht hört, hat sich längst aufgegeben. Text: Björn Springorum.