Buchstaben über der Stadt

Buchstaben über der Stadt

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Alles ganz anders und alles richtigIch sah neulich einen Dokumentarfilm über Kanalarbeiter, und einer von ihnen erzählte, dass sie Neulingen an ihrem ersten Arbeitstag immer einen Schubs geben, damit sie einmal richtig in der Jauche landen. ?Damit die das gleich hinter sich haben?, sagte er zufrieden, und ich fand, der Mann hatte recht damit.Wir von Element of Crime haben es, wenn auch ohne Absicht, mit TOMTE ganz genauso gemacht, als wir sie 2002 in Kiel als Vorgruppe mit den Worten ?Viel Glück, Jungs? auf die Bühne schubsten. Sie bekamen gleich die ganze Packung, ?aufhören!?, ?haut ab!?, ?buh?, ?wer seid ihr denn?!?, usw., das volle Programm. Danach wurden sie die ganze Tournee hindurch mit jedem Gig besser, es war, als sähe man der mehrjährigen Entwicklung einer ohnehin schon genialen Band im Zeitraffer zu, und am Ende hatten wir und das Publikum die Münder offen, nicht aber mehr die Jungs von TOMTE, wenn sie von der Bühne kamen. Unsere traditionell vorgruppenfeindliche Crew las ihnen mittlerweile jeden Wunsch von den Augen ab und der Backliner stimmte ihre Gitarren vorm Auftritt öfter durch als unsere. Nicht daß wir froh gewesen wären, als es vobei war, aber etwas beängstigend war es schon. Direkt vor unseren Augen entstand im Eiltempo eine Supergroup der deutschen Rockmusik!Und dann kamen ihre nächste CD ?Hinter all diesen Fenstern? und der Durchmarsch des Grand-Hotel-Van-Cleef-Labels und ich durfte lernen, was all die Ratschläge, die ich ihnen in Alter-Sack-Manier immer gern und völlig ungefragt erteilt hatte (?Macht bloß kein eigenes Label!?, ?Bleibt bloß zu dritt?), wert waren, nämlich nichts! Sie machten alles ganz anders und alles richtig. Und verkauften Platten wie geschnitten Brot. Und alle haben sich gefreut, denn es ist schön, wenn mal die Guten gewinnen.Und wie man bei ?BUCHSTABEN ÜBER DER STADT? sehen kann, machen sie schon wieder und immer noch alles richtig, wenn nicht gar noch viel richtiger, wenn das nur ginge, und hauen uns jedenfalls neue Lieder um die Ohren, die die meisten von uns, seien wir ehrlich, verdammt gerne selber geschrieben hätten. Aber das wissen sie natürlich. Und singen: ?So soll es sein und so war es erdacht?.Berlin, 20.10.2005, Sven RegenerIrgendwann, schon vor langer Zeit, hat Thees Uhlmann sich entschieden. Entschieden, für das Ganze und gegen das Halbe und dafür niemals zu zaudern. Sondern aufzuräumen. Mit sich, mit der Welt, mit seinem Umfeld, mit Deutschland, mit allen und mit allem Drumherum. Doch mehr als für alles andere hat er sich dafür entschieden zu verstehen. Alles zu verstehen. Und deswegen ist er es auch, der nach Frank Sinatra und Richard Ashcroft ein Song namens ?New York? geschrieben hat und ihn singt, und zwar so wie es keiner je getan hat.Es ist kein Song gegen Amerika, es ist kein Song gegen Antiamerikanismus, es ist ein Song für für für... für Liebe, für den Moment und für das Verstehen. ?New York? ist keine Hymne an eine Stadt, es ist einfach nur das allerschönste Liebeslied. Es ist fast so als hätte es eine Millionen schlechte und peinliche Liebeslieder nie gegeben. Von sich überzeugt singt Uhlmann ?Man fühlt sich als habe man die Liebe erfunden? und ich frage mich wie sich jemand fühlen muss dem so etwas eingefallen\u002Faufgefallen ist. Eine Reise durch sich selbst, eine Reise um die Welt!Würde sich die Hochkultur für Popmusik interessieren, Tomte wäre ihr Steckenpferd. Weil Uhlmann sich die Themen zurück erobert. Er geht hin und bricht alles auf die Essenz herunter: Die Liebe, Das Leben, Die Welt.Und die Musik? Um ehrlich zu sein gibt es keine andere Band, keine andere Stimme die das in einem auslösen kann was beim hören von Tomte Songs in und mit einem passiert. Diese Band bewirkt in einem eine Mischung aus Euphorie und unglaublicher Berührtheit. Man fühlt sich viel mehr als nur berührt, man fühlt sich endlich mal wieder richtig ergriffen und gepackt. Die Musik, sie schleudert einen gegen die nächste Wand und man denkt noch ?Hach, ist das schön. Das tut gut, das war schon lange mal nötig. Danke!? um danach erst mal erleichtert auszuatmen...Hören sie auch wie diese Band auf internationalem Niveau mitspielt? Wie Swen Meyer - einmal mehr - eine Produktion hinlegt, an der man sich in den nächsten Jahren messen wird müssen? Uhlmanns Stimme klingt ungewohnt jung. Und mal wieder klingt sie zwar rein aber doch gezeichnet und rauh. Vielleicht ein bisschen wie Schweizer Alpen-Quellwasser, Jahrhunderte altes, klares Felsfiltrat, das auf dem Weg ins Tal viele kleine Kieselsteine mit sich trägt.Doch Schluss mit zwanghaften Metaphern oder Vergleichen. Denn schon kommt der nächste Refrain, er macht dir den großen, den ganz großen Hof: ?Könnten wir gehen vom Süden des Landes bis zum Norden der Welt um zu sehen was der Stand ist, ich werde dich wieder sehen weil ich es will. Und wir singen ein Lied das uns begeleitet, ein kleines Licht das durch die Dunkelheit leitet. Ich werde dein Schatten sein wohin du auch gehst.?Und ich nehme den Song beim Wort. Ich nehme ihn, die ganze Band und das Album mit. Mit in mein Leben. (Simon Raß 2005)Tomte - Buchstaben über der Stadt erscheint am 03.02.2006