Chris Kramer ist in Bewegung. „Kramer kommt“ (2011), „... unterwegs“ (2009), „Komm mit!“ (2008), hatte der Blues-Entertainer einige seiner letzten Alben betitelt. Und auch für „Chicago Blues“ (2010) war der Mundharmonika- und Dobro-Virtuose aus dem Ruhrpott unterwegs, hatte die Songs mit der Muddy Waters Band und weiteren Gästen wie Chuck Leavell (Rolling Stones, Allman Brothers) und Mick Taylor (Rolling Stones) in den USA eingespielt. Der rastlose Blues-Troubadour lässt sich nicht bremsen. Er ist „Unterwegs zur Sonne“ und bewegt sich dabei auf traditionellen Blues-Pfaden - teilweise Solo mit Akustikgitarre und Harp. Mit seiner namhaft wie virtuos besetzten Band versteht er es ebenso rockigere Töne anzuschlagen. Bestes Beispiel: Der Titelsong „Könige der Sonne“. Aber auch auf Country- und Shuffle-Anleihen greift Kramer zurück: „Lass uns tanzen gehen“ ist sehr vertraut klingender Rock´n´Roll der alten Schule pur. So sorgt der Geschichtenerzähler für reichlich stilistische Abwechslung bei den insgesamt 13 Songs. Enormes handwerkliches Können aller Beteiligten beeindruckt. Man lausche nur dem Instrumental „Isil Calad“. Und doch neigt man als Hörer immer wieder dazu die Musik ein wenig in den Hintergrund zu rücken, um konzentriert dem zuzuhören, was Kramer singt. Der 43-Jährige variiert gerne mit den althergebrachten Dauer-Themen des Blues: Liebe und Beziehungen. Doch er tut das nicht mit den gängigen Klischees. Vielmehr überrascht er immer wieder mit ganz eigenen Metaphern und unerwarteten Story-Wendungen. Und das stets mit dem für ihn so typischen Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Nachdenklichkeit. Beispiele gefällig? „Ich sitz‘ hier im Stau auf der Autobahn“ erzählt schmunzelnd ein allseits vertrautes Erlebnis. Was sich für einen traurigen Blues anböte, wird bei ihm zu einer witzig-hintergründigen Geschichte. Mit „Erst hatt‘ ich kein Glück (dann kam noch Pech dazu)“ outet sich der Dortmunder nicht nur als Fußballfan, sondern auch als fundierter Kenner der Kicker-Szene. Originell reiht er die bekanntesten Floskeln und Sprüche von Fußballprofis aneinander. Von „Loddar“ Matthäus bis Jürgen „Kobra“ Wegmann“ kommen (fast) alle Fußballgrößen mit ihrer teils sinnentleerten Kicker-Prosa zu Wort. „Freier Fall“ hingegen steht für die nachdenkliche Seite des Musikers. Eine eher melancholische, aber keineswegs herunterziehende Ballade samt Sinnieren über die eigene Existenz. Den CD-Reigen beendet das leichtfüßig groovende „Bis wir uns wiedersehen“, das zum Abschluss beide Seiten Kramers vereint und das passende Motto zum CD-Abschluss liefert.