Hier kommt einiges zusammen, was auf den ersten und vielleicht auch zweiten Blick nicht zusammengehört: filigran perlende Gitarrensounds, die von allen Seiten zu kommen scheinen; druckvoll präzises, klar akzentuiertes Schlagzeug, das sich lieber mal zurücknimmt als nur technisch brillieren zu wollen; flächige, loopartige Sphärenklänge – schön verhallt und krautig; ein grundierender, nie aufdringlicher Baß; sanfter, aber eindringlicher Gesang und krachende Ausflüge in Metalregionen aller Art. All das amalgamiert zu einem ungemein faszinierenden, vollkommen stimmigen und wie selbstverständlich wirkenden Ganzen. Sogartig wirken gleich die singenden Wellen von „Origin“, dem instrumentalen Opener, die weiterführen in den ersten Höhepunkt der Platte: „Hiding“ ist ein Song, der epische Qualitäten verbindet mit ungemeiner Eingängigkeit – ein Ozean von einem Song. Das heißt auch, die Stücke von Earthlimb nehmen sich Zeit, um sich zu entwickeln, um ihre Dramatik zu entfalten. Gefühl und Härte, Harmonie und Dissonanz finden zueinander auf diesem flirrenden, unwirklich schönen Album, das Patrick Hagmann (Fear My Thoughts) ohne künstlerische Kompromisse zwischen 2009 und 2011 in seinen „Black Halo Studios“ eingespielt hat. Und es ist wohltuend, wenn ein Musiker, seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Unterstützt wurde er von Norman Lonhard (Tryptikon, Pigeon Toe) am Schlagzeug und Alex Bleiziffer (The Hellcall) als Sänger. Alle anderen Instrumente bediente Patrick Hagmann selbst. Das wunderbare Artwork wurde von dessen Freund Markus Ruf (Fear My Thoughts) beigesteuert. Lässt man sich ein auf diese großartige Platte, hört man natürlich die verarbeiteten musikalischen Einflüsse. Sie reichen von Pink Floyd, Alan Parsons Project, Porcupine Tree, Mogwai, frühe Genesis, auf dem letzten Song „Wave“ vermeint man sogar die sämigen Orgelsounds von Jon Lord (Deep Purple) zu hören. „Origin“ von Earthlimb vereint diese Einflüsse zu einem eigenwilligen und kraftvollen Statement, dass mit jedem neuem Hören wächst und größer wird. Voraussetzung dabei: Ähnlich wie die Musik von Jimi Hendrix muss die Platte laut gehört werden, erst dann wird „Origin“ sinnfällig.